Mit einem Nietendrücker. Die Niete nicht ganz herausdrücken, das wieder-reinfummeln ist langwierig. Es gibt Nietendrücker mit einem Anschlag, der das zu-weit-herausdrücken verhindert. Bei anderen Nietendrückern kann man den Stift im Nietendrücker auf entsprechende Länge abfeilen; normalerweise braucht man 6 ganze Umdrehungen. Generell sollte man die Bedienungsanleitung für seinen Nietendrücker gelesen haben - wenn eine dabei war. Sehr gut ist der Shimano-Drücker, da er (für HG-Ketten sowieso erforderlich) zwei "Nasen" hat. Wenn das innenliegende Kettenglied noch ein bißchen hakt, bekommt man die Kette auch anschließend wieder leicht zusammen. Bei schmalen Shimano-Ketten (mit Bezeichnung NARROW z.B. CN-HG90) muß der Stift ganz herausgedrückt werden. Dazu muß nicht unbedingt ein 30.- DM original Shimano Teil verwendet werden, von TACX gibt es für ca. 15.- einen HG-Kettennietdrücker (meiner Meinung nach wesentlich besser als das Shimano-Teil). Zum Schließen der Kette wird ein spezieller, "ampullenförmiger Stift" verwendet (beim Kauf der Kette i.a. 2 Stck. enthalten, aber auch ohne Kette im 3er Pack erhältlich (5.50 DM bei ROSE)). Der "ampullenförmige Stift" hat ein verdicktes Ende und darf deshalb in keinem Fall wieder entfernt werden, da die Kette dadurch beschädigt wird.
Dabei ist es sinnvoll, den Niet zunächst mit einer großen Kombizange oder einer kleiner Rohr- oder Gripzange wieder bis zur Außenlasche durchzudrücken und nur das Eindrücken in letztere mit dem Nietendrücker zu erledigen. Sonst besteht die Gefahr, die Kette zu beschädigen, wenn der Nietendrücker abrutscht oder nicht ganz zentriert drückt.
Nach dem Schließen die Kette etwas bewegen, die Kette ist an der Verschlußstelle erst mal etwas schwergängig. Dieses Problem kann in den meisten Fällen durch Biegen mit sanfter Gewalt in 90-Grad-Richtung zu ihrer normalen Biegerichtung (d.h. zu den beiden Außenlaschen hin) behoben werden; nicht zu fest, sondern lieber mehrmals leicht, bis die Schwergängigkeit behoben ist. Oder mit einem Schraubenzieher die Innenlaschen durch drehen etwas auseinanderdrücken.
Es gibt für Spezialketten auch Spezialnietendrücker; normale kosten ab ca. 5 DM aufwärts. Man bekommt so in etwa, wofür man bezahlt.
Man sollte sich vor bisweilen angebotenen Nietendrückern aus Aluminium hüten - deren Gewinde fressen oft schon beim ersten Gebrauch. Aber auch bei einem Nietendrücker aus Stahl sollte man das Gewinde vor dem Gebrauch leicht einfetten, z.B. mit einem Hauch MoS2-Paste. Dann frißt es nicht, und man kann es viel feinfühliger betätigen.
Es erleichtert die Arbeit, wenn man die Kette mit einem Draht oder einer Schnur so zusammenbindet, daß sie an der Stelle, wo man sie öffnen will, eine Schlaufe bildet.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/endloskette/index.html
1.1 2000-10-26
Die folgenden Anmerkungen beziehen sich auf offene Kettenschaltungsketten; eine breite Kette mit Halb- oder Vollkettenkasten an einer Nabenschaltung braucht nahezu keine Pflege.
Vorbeugende Pflege der Kette erleichtert das Fahren und verhindert frühzeitigen Verschleiß der Kette. Nicht der äußere Rost ist das Problem, sondern der die Kette längende Abrieb an den Gelenken.
Entgegen einen populären Aberglauben verkürzt heftiges Schmieren das Leben einer Kette, weil es für einen Transport von quarzhaltigem Feinstaub an die Stellen sorgt, wo der Schmirgel materialabtragend wirkt.
Also: äußeren Dreck entfernen und nur gerade so viel schmieren, daß die Kette nicht festgeht.
Da gelängte Ketten das hintere Ritzelpaket zerstören, ist es wichtig, die Kette zu tauschen, bevor sie zu sehr gelängt ist. Eine Verlängerung um etwa ein halbes Kettenglied (1/2 %) gilt als Verschleissgrenze.
Zu messen ist das am Rad am einfachsten mit einem Zentimetermaß (Zollstock wäre noch einfacher, da die Kette Zollmaße hat). Ich persönlich nehme die Kette lieber gleich runter, wenn ich schon mal dran bin, und lege eine neue neben die alte. Da sieht man das auf einen Blick, ohne messen zu müssen. Ist die alte Kette noch ok, wird sie gereinigt und aufbewahrt, die neue kommt auf jeden Fall drauf.
Manchmal ist es sinnvoll, gelängte gesäuberte Ketten aufzubewahren, etwa um ein mit der Kette zusammen verschlissenes Ritzelpaket noch weiter verwenden zu können. Für Wenigfahrer lohnt das aber nicht, bei denen ist es einfacher, ggfs. beides zu tauschen.
Als Schmiermittel eigenet sich normales Motorenöl. Spezialöle müssen nicht sein, sie nützen meist nur dem Hersteller und Verkäufer.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/reinigung/index.html
Wolfgang Strobl
Email: drffaq@mystrobl.de
2.0 2000-11-02
Kettenschaltungs-Ketten werden entweder einzeln, oder wenn Ritzelsatz oder vorderes Kettenblatt verschlissen sind zusammen mit diesem gewechselt. Ketten längen sich durch Abrieb und Schmutz in den Gelenken mit der Zeit, so daß sie nicht mehr mit dem Abstand der Ritzelzähne übereinstimmen, was zu erhöhtem Verschleiß von Kettenblatt und Ritzeln führt (Haifischzähne). Eine Regel besagt, daß sie ausgewechselt werden muß, wenn sie sich über die ganze Länge um mehr als ein halbes Glied gelängt hat.
Es gibt Meßschablonen, die durch ihr Eintauchen in die Kette etwa über die Längung aussagen. Die Genauigkeit der Meßmethode ist aber strittig.
Eine andere Regel sagt, daß man da nicht zwischen Kette und Kettenblatt durchschauen können darf, wo die Kette das Kettenblatt verläßt. Faustregel von früher: wenn man die Kette am Kettenblatt vorne fast abheben kann, obwohl sie oben und unten auf den Zähnen liegt, ist es Zeit sie zu wechseln; das stimmt für "moderne" Ketten, Ritzel und Blätter nicht mehr. Achtung, neue Ketten sind bisweilen zu lang und müssen gekürzt werden.
Lebensdauern von 1.000 bis 15.000 km werden berichtet.
Nabenschaltungsketten leben deutlich länger als Kettenschaltungsketten, insbesondere dann, wenn sie in einem geschlossenen Kettenkasten arbeiten, wo sie vor Dreck und Nässe geschützt sind. Ansonsten ist auch hier meistens gleichzeitiger Austausch von Kette und Ritzel angesagt.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/wechseln/index.html
1.2 2001-10-19
1. Man addiert die Zähnezahl des größten Kettenblattes und des größten Rizels und teilt das Ergebnis durch zwei. Dann addiert man zwei Glieder dazu. Diese Zahl merken.
2. Nun wird zweimal mit der Kette die Länge der Kettenstrebe abgemessen. Den Anfangsbolzen der Kette an die Mitte des hinteren Schnellspanners halten und bis zur Mitte der Tretlagerachse messen - und dies mal zwei. Von der so ermittelten Länge werden vom betreffenden Kettengelenk jetzt noch die vorher gemerkte Zahl (= Bolzen) weitergezählt. Ergibt sich jetzt an dieser Stelle beim Öffnen ein Innenglied, so wird die Kette hier geöffnet. Ergibt sich ein Außenglied, so muß zum Öffnen ein Gelenk weiter gezählt werden. Die Kette ist jetzt in der richtigen Länge gekürzt und hat zum Verschließen zwei ungleiche Enden.
Anmerkung der Redaktion: diese Formel und die weiteren Ratschläge gelten für eine herkömmliche Kettenschaltung an einem ungefederten Rad.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/laenge/formel/index.html
Stefan Legner
Email: stefan.legner@gmx.de
1.2 2005-05-14
Z1 = Zähnezahl größtes Kettenblatt Z2 = Zähnezahl größtes Ritzel a = Kettenstrebenlänge in mm (Mitte Tretlagerachse bis Mitte Hinterradachse) LK = 0,157*a + 0,5*Z1 + 0,5*Z2 + 2 LK = Kettenlänge in Gelenken (Bolzen) |
Technisch gesehen geht es IMHO darum, daß die Kette lang genug ist, daß sie im ungünstigsten Fall (also Z1 und Z2, bei Überkreuzlauf) noch paßt, also nicht zerrissen wird.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/laenge/Formular/index.html
Wolfgang Strobl
Email: drffaq@mystrobl.de
1.0 2000-11-11
Kette über beide größten Zahnräder legen, so stramm wie möglich ziehen, markieren, ablängen.
Wenn die Kette später über die beiden kleinsten Zahnräder läuft, sollte sie nicht durchhängen.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/laenge/kurz/index.html
Wolfgang Paul
1.0 2000-11-11
Die beliebte Kettenlehre http://www.dr-rohlfs.de/kettenlehre/kette.tex
Sie ermöglicht, den Verschleiss einer Fahrradkette zu messen und damit den Zeitpunkt eines notwendigen Wechsels zu bestimmen. Gebrauchsanleitung am Ende der Datei. Benutzt LaTeX.
man kann mit dieser kettenlehre die laengung der kette feststellen, ohne ausbau. genauigkeit ca. 0.1-0.2 prozent.
anwendung: die datei mit LaTeX kompilieren und auf einem drucker mit moeglichst hoher aufloesung ausdrucken. das blatt dreimal in laengsrichtung nach hinten falten falten, am strich beginnend. man erhaelt einen papierstreifen von 52.5 mm breite und 298 mm laenge mit vier lagen papier. falz gut andruecken, am besten mit falzhorn oder fingernagel. das wars.
! ein wenig wasserfreier (sic!) kleber schadet nicht.
nur kann man der verschleiss messen, indem man die nulllinie ex akt mit einer lasche in deckung bringt, festhaelt und an der an deren seite an der entsprechenden lasche den verschleiss in prozent abliest.
allerdings gibt es bei einigen druckern schwierigkeiten mit dem gleichmaessigen papiertransport. Abhilfe: mehrfach ausdrucken und mit einer neuen kette vergleichen. dann auswahl der geeigneten lehre
! bei 1-2 prozent solle ein austausch vorgenommen werden, ! je nach ritzelabnutzung. d.h.: ! - 2% nur bei sehr stark abgenutzten ritzeln oder nabenschaltung ! - 1% bei normal abgenutzen ritzeln guter qualitaet ! - 0.5% bei neuen weichen ritzeln (alu, manche shimano)ich habe alle raeder hier kontrolliert, geht wunderbar.
sollte die skala nicht genau am rand anliegen ist der druck ertreiber(drucher) nicht gut eingerichtet.
diejenigen, die keine textverarbeitung machen, oder aus anderen gründen keinen tex-compiler besitzen, koennen mich nach anderen formaten fragen: ingo.rohlfs@gmx.de
das TeX-system gibt es fuer alle systeme kostenlos bei ftp.dante.de oder fast allen uni-servern.
ueber antworten und erfahrungsberichte freute ich mich.
Da viele Drucker nicht maßhaltig sind, empfiehlt es sich, die Genauigkeit des Maßstabes mit einem anderen bekannter Genauigkeit zu vergleichen.
Siehe auch http://www.dr-rohlfs.de/kettenlehre
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/lehre/index.html
Ingo Rohlfs
1.0 2000-11-15
Gibts derzeit in drei Farben:
Vielleicht passt Grau zu 8fach HG? Meine schwarzen 8-fach der letzten Jahre sind zu schmal für HG70-91.
Prinzip: Aussenlasche mit jeweils einem Bolzen, zwei identische Teile werden gegeneinander verschoben und rasten ein. Relativ einfaches Öffnen ohne Werkzeug möglich, muss allerdings etwas geübt werden.
Sachs Ketten (habe nur 8-fach Erfahrung) sind gut und billig.
Für 8- und 9-fach Ketten erhältlich. Passt auch an HG.
Zwei Bolzen auf einer Aussenlasche und Verschlußbügel der einrastet. Die Aussenlasche muss zum Öffnen immer "verbogen" werden. Eigentlich nur als Reparaturglied fuer unterwegs interessant (Nietausdrücker nicht vergessen).
Liegt den 8- und 9-fach Ketten bei. Lässt sich nicht mehr gewaltfrei öffnen (?). Taja Ketten haben keinen besonders guten Ruf. Vorurteil?
Fällt sehr breit aus, hat sehr viel Spiel. Evtl. passt an der 8-fach Kette das 9-fach Powerlink da die Innenlaschen der Point Kette sehr schmal sind. Die Kette macht fuer die DM 30,- einen guten Eindruck, ist komplett vernickelt, hab sie gerade im Test.
Es gibt sicher noch weitere Hersteller von Verschlussgliedern.
Da der Shimano Nietstift sehr verschleissanfaellig ist bleibt als sichere Vernietungsmethode noch der Rohloff Revolver. Nachteile: teuer, zeitaufwendiger als "Power Link", nichts für unterwegs.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/kettenschloss/index.html
Armin Mann
Email: armin@mpipsykl.mpg.de (Armin Mann)
1.0 2001-07-14
Die einzelnen Glieder einer Fahrradkette sind in neuem Zustand 1/2 Inch lang (1 Inch == 2,54 cm). Im Betrieb wird die Kette länger. 1% Längung ist normalerweise die Verschleíßgrenze. Von Ingo Rohlfs gibt es seit langem eine mit TeX gebaute Kettenverschleißlehre, davon stehen auch Postscript- und PDF-Versionen zur Verfügung. Hier zur Abwechslung mal eine auf Basis von HTML. Nachteil: die Printprozessoren der div. Browser sind alles anderere als genau. Vorteil: diese Variante hat eine eingebaute Skalierung.
Getestet mit Internet Explorer 5.5, Mozilla 1.0 und Opera 6.01. Mozilla positioniert besser als die beiden anderen.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/lehre2/index.html
Wolfgang Strobl
Email: drffaq@mystrobl.de
1.0 2002-08-01
Quelle: 8.6 Wear and Gear Slippage in der englischsprachigen FAQ
From: Jobst Brandt <jbrandt@hpl.hp.com>
Kettenpflege ist ein viel diskutiertes Thema, das beinahe religiöse Ritualien annimmt. Ich glaube das basiert zum Teil am "Dreckindex" des Fahrrads, der hier seinen Höhepunkt findet. Eine schwarze, mit Öl triefende Kette verlangt sicherlich besondere Behandlung. Eigentlich ist eine Kette dieser Beschreibung wahrscheinlich schon Schrott, denn es ist die Schmirgelpaste aus Öl und Dreck die die Kette zerstört.
Obwohl es überflüssig sein mag, sollte es nochmal deutlich gesagt werden, dass Ketten nicht durch Belastung gestreckt werden, sondern dass sie sich durch Abrieb der Innenteile längen. Diese Längung erfolgt durch Abrieb der Bolzen und ihrer Lagerung, hauptsächlich durch Schmirgel der durch nachträgliches Ölen, in die Glieder hineingespühlt wird. Eine Kette die regelmässig am Rad geölt wird ist schneller kaputt als eine Kette die nie gepflegt wird und zwitschernd gefahren wird. Die schwarze Sosse, die glänzend an manchen "gepflegten" Ketten zu sehen ist, ist der Tod der Kette.
Grundregel Nr. 1: Kette nie am Fahrrad ölen.
Das heisst, man soll die Kette erst reinigen ehe sie geölt wird. Weil Reinigung am Rad effektiv unmöglich ist, muss die Kette abmontiert werden, um in einem Behälter mit Waschbenzin aussen und besonders innen gereinigt zu werden. Nur in einem Bad, in dem die Glieder durchschwemmt werden, kann der Feinschmirgel weggetragen werden. Ein guter Waschbehälter (wie üblich in PKW Werkstätten) hat einen ventilierten Doppelboden durch den der Dreck in ruhiges "Wasser" abfallen kann. Kraftstoffe sollten dafuer nicht verwendet werden, denn sie enthalten giftige Zutaten die durch die Haut in die Hände eindringen koennen, ganz abgesehen von der Explosionsgefahr.
Es gibt Umstände unter denen eine gründliche Reinigung nicht möglich ist, wie zum Beispiel auf einer Reise auf der der Regen die Kette ausgespült hat. In diesem Fall muss gegen Regel Nr. 1 verstossen werden, aber es ist nicht ganz so schlimm. Nach längerer Regenfahrt, ist die Kette meistens annähernd so sauber wie im Waschtank, vorausgesetzt, dass der trockene lockere Sand zuerst von Aussen abgebürstet wird. Dabei sollte die Kette erst dann geschmiert werden, wenn sie quietschend trocken ist, denn Wasser ist auch eine Schmierung.
Nach dem Abwaschen im Waschbehälter, muss die Kette innen trocken sein ehe sie geölt wird. Da Pressluft nicht immer vorhanden ist, kann die Kette zusammen gesteckt werden, um von Hand herumgeschleudert zu werden (in einer spritzunempfindlichen Umgebung). Beschleunigtes Trocknen auf dem Kochherd sollte wegen Feuergefahr vermieden werden. Es wird gelegentlich empfohlen, mit angewärmten 90W Getriebeöl oder Einmachwachs zu schmieren. Getriebeöl wirkt hauptsächlich als Fliegenpapier und sammelt dabei Mengen Dreck der sich an den Umwerferrollen und zwischen den Zahnkraenzen ansetzt wie Zement. Wachs fliesst nicht und ist nach kurzer Zeit aus den Kontaktstellen verdrängt um nicht wieder zu kommen.
Normales PKW Motorenöl ist wirksam, aber Kettensägen- und Motorradkettenöle, die verdunstende Fliessmittel enthalten, sind noch besser geeignet um Fahrradketten zu schmieren. Die Fette, die von Kettenherstellern in ihren Ketten mitgeliefert werden sind allgemein nicht auf dem Fahrradmarkt zu finden.
Die Lagerkragenkette
Sedis war die erste Firma die diese Kette angeboten hat. Sie ist zugfester und zugleich leichter als die bisher üblichen Ketten mit Innengliedern die eingepresste durchgehende Hülsen tragen, auf denen die Walzen aussen liefen während die Bolzen, innen eine gute und geschützte Lagerung fanden. Die Lagerkragen, die aus den Seitenlaschen der Kette gepunzt werden, bilden nur eine unvollständige Lagerhülse, die in der Mitte einen breiten Spalt aufweisen. Dabei kann Spritzwasser die Schmierung schnell vertreiben. Dazu kommt noch, dass die Flächenpressung höher ist da die Last von Kanten und verringerten Lagerflaechen getragen wird. Weil die Seitenlaschen nicht für Lagerhülsen ausgebohrt werden muessen, ist diese Kette den hoeheren Anforderungen des heutigen MTB Schaltens bei Vollast besser gewachsen als die alte Form die fuer den sonstigen Bedarf haltbarer war.
Kettenverschleiss
Die Ausdauer der Kette ist zum grössten Teil von Sauberkeit und Schmierung abhänging. Im Grossen und Ganzen hat die Zugbelastung wenig Einfluss im Vergleich zur Verschmutzung. Das ist leicht ersichtlich an der Lebensdauer von Ventilsteuerungsketten und vorderen Motorradketten, die sauber mit Öl jahrelang laufen, während die hintere Kette an Motorrädern oft erneuert werden muss obwohl beide gut geschmiert sind.
Die Längung der Kette kann man am einfachsten in Ländern, die noch englische Messlatten oder Bänder haben feststellen. Das Mass wird am unteren Lauf der Kette so angelegt, dass eine Hauptteilung mit einem Kettenbolzen fluchtet. Zwölf Zoll weiter sollte ein Bolzen wieder mit einem Hauptstrich fluchten. Wenn die Abweichung mehr als 1/16 Zoll betrifft, ist es Zeit zu erneuern, bei 1/8 ist 1% Längung überschritten, wobei die Abnutzung der Zahnkränze sich stärker beschleunigt. Dabei sollte bemerkt werden, dass diese Längung nur auf die Aussenglieder konzentriert ist, denn die Teilung der Walzen der Innenglieder bleibt unverändert.
Springende Kette
Eine gelängte Kette verursacht Abrieb an den Zahnkränzen beim Ab- und Einrollen, sodass die Zaehne an den Eingriffflanken hohl abgenutzt werden. Weil der Grundkreis durch Abrieb nicht verkleinert wird und die Zähnezahl gleich bleibt, bleibt auch die Teilung gleich. Durch den Abrieb werden aus den Zaehnen Haken, die nur eine Kette mit gelängter Teilung einlaufen lassen. Die Spitze des Hakens sperrt den Eingang fuer die nächste Walze, die mehr als 12,7mm Abstand haben muss, um in die Mulde einzufahren. Deshalb springt bei Belastung eine neue Kette bei einem gefederten Kettenspanner über die Ritzelzähne. Daher machen auch Eingangräder unangenehmen Krach weil die Kette zum Eingreifen forciert wird.
Die Zahnverformung führt auch zu "chainsuck", das die Kette nicht vom Antriebskranz loslässt. Beim MTB mit einem langhubigen Kettenspanner, wickelt sich dann die Kette um den Zahnkranz und zerreisst die Schaltung oder klemmt die Kette so fest zwischen Rahmen und Zahnkränze, dass es beim Wiederfreimachen dreckige Hände gibt.
Dass beim Kettenantrieb "so viele Zähne mitwirken" täuscht. Bei Ketten, wie bei Zahnrädern, sind höchstens zwei Zähne voll beteiligt, denn die Elastizität der Kette gewährleistet, dass die hinteren Zaehne unbelastet bleiben. Das ist leicht vorgeführt indem das freie Ende von einer belasteten Kette vom Zahnkranz abgewickelt wird. Das lässt sich ohne Schwierigkeit machen bis es zum kurzen belasteten Ende kommt.
Jobst Brandt
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/kettenpflege/wear/index.html
Jobst Brandt
Email: jobst.brandt@stanfordalumni.org
1.0 1997-04-04