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1. Reifen auswählen
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2. Drahtreifen flicken
3. Ventile
4. Ventiladapter
5. Reifeneinlagen
6. Flicken aus altem Schlauch basteln
7. Reifenbreite, Härte, Rollwiderstand
Zu a)
Reifenprofil dient bei Automobilen in erster Linie dazu, damit ein
Reifen nicht ins Aquaplaning gerät, d.h. daß der Reifen bei
Wasserglätte nicht aufschwimmt. Und Aquaplaning ist erst ab ca. 80
km/h zu erwarten. Somit ist der Reifenprotektor bzw. die Gummilauffläche
dazu da, um die Reibung zwischen Strasse und Reifen zu erhöhen. Weiterhin,
um zu verhindern, daß die Gewebelagen durch den Fahrbetrieb freigelegt
und beschädigt werden. (vgl. Punkt b und c). Das bedeutet, daß
die Reifenprofilform bei Fahrradern prinzipiell nicht von Relevanz ist,
profillose Reifen sind für den Einsatzzweck des reinen Straßenbetriebes
ausreichend. Anders verhält es sich bei Einsatz im Gelände. Hier
sollte man bei den profilierten Reifen darauf achten, daß die Stollen
nicht zu dicht stehen, damit sie sich nicht mit Schlamm zusetzen. Von einem
durchgehenden Mittelsteg ist abzuraten, da er in Rillen einspuren kann.
Eine für Asphalt und Gelände vernünftige Mischform von
Reifen stellten Seitenstollenreifen dar, die in der Mitte glatt sind und
die seitlich Stollen besitzen. Sie laufen auf Asphalt bei hohem Druck verhältnismäßig
leicht. Im Gelände verhindern die Seitenstollen ein Einspuren in Rillen
und durch Ablassen von Luft kann die Traktion erhöht werden. Unter
den Seitenstollen leidet jedoch wiederum das Fahrverhalten in Kurven.
Zu b und c)
Beide Anforderungen sind nahe verknüft und in sich widersprüchlich.
Dazu ein kurzer Ausflug in die Konstruktion von Reifen: Neben der Lauffläche
und den Drähten bzw. Kevlarfäden bei faltbaren Reifen bestehen
Reifen aus mindestens 2 Lagen nebeneinanderliegen Fäden, die mit Gummi
verbunden sind. Die Gewebelagen sind 90 Grad züeinander angeordnet.
Ein Maß dafür, wie dicht die Fäden nebeneinander liegen,
ist die TPI (Threads per inch, Fäden per Zoll), die im Bereich von
16 bis über 250 liegen. Dabei wird für die Reifenversion mit
den dicken Fäden viel mehr Gummi benötigt als bei den vielen
dünnen Fäden, um diese zu binden. Und viel Gummi bedeutet viel
Rollwiderstand, weswegen man ja heutzutage keine Vollgummireifen mehr verwendet.
Somit ist der Reifen mit den 250 Fäden und nur 2 Lagen leicht, da
dünn, weiterhin leichtlaufend, da flexibel.
Aber er ist empfindlicher als der Reifen mit den vielleicht 50 Fäden
pro Zoll und den 3 Gewebelagen mit der zusätzlichen Verstärkung
unter der Lauffläche.
Gerade hier muß jeder für seine eigene Fahrstrecke (Belag,
Weglänge, Strassenschäden, usw.) einen geeigneten Kompromiß
finden.
Bei guten Markenreifen geben die Hersteller die Konstruktion des Reifens
an. Und 50 Fäden pro Zoll sind für einen Alltagsreifen schon
als hoch anzusehen.
Weiterhin sollte man bei der Alltagstauglichkeit von Reifen ganz banal bedenken, wie häufig man gedenkt, sie aufzupumpen. Dünne Schläuche verlieren schnell die Luft , was dazu führt, daß das Fahrrad in Kurven wegschmiert. Außerdem nehmen teure Reifen schnell Schaden, wenn sie mit zu wenig Luft gefahren werden. Somit müssen manche Reifen täglich(!) aufgepumpt werden. Wer macht das im Alltagsbetrieb?
Markenreifen sind erfahrungsgemäß "NoName"-Reifen aus dem Baumarkt vorzuziehen, da sich letztere häufig als nicht besonders alterungsbeständig erweisen und damit zu Rißbildung neigen.
Zu d und e)
Auch Sitzposition und Federung sind ausschlaggebend für die Reifenwahl.
Je aufrechter der Radfahrer sitzt und ungefederter sein Fahrrad ist, ein
umso größeren Reifendurchmesser sollte man wählen, insbesondere
dann, wenn man aus Bequemlichkeitsgründen mit wenig Druck fährt
(Was allerdings auch den Rollwiderstand erhöht). Zusätzlich sollte
bei viel Gepäck, das zudem meist ungefedert am Fahrrad angebracht
ist, auf ein größeres Reifenvolumen zurückgegriffen werden.
Umgekehrt kann man bei gefederten Rädern und/oder einer sportlichen,
flachen Sitzposition auf einen dünneren Reifendurchmesser zurückgreifen.
Zu f)
Das Gewicht eines einzelnen Mountainbikeschlauches variiert in etwa
von 130 Gramm bis 260 Gramm. Das bedeutet, daß man bei zwei Laufrädern
schon 1/4 Kilogramm alleine durch Verwendung von leichten Schläuchen
"gutmachen" kann. Allerdings verlieren Reifen durch Verwendung von leichten
Schläuchen schneller die Luft und weiterhin sind die leichten Schläuche
anfälliger gegen das Durchschlagen (d.h. die Felgenhörner setzen
auf dem Boden auf), was zu zu den bekannten "Schlangenbißlöchern"
führt, die paarweise auftreten und bei denen man nie weiß, welche
Flickengröße man wählen soll.
Besonders Personen, die aus Komfortgründen Reifen mit wenig Luft
fahren und zudem sehr senkrecht im Sattel sitzen, sollten von der Verwendung
von leichten Schläuchen Abstand nehmen.
http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/raeder/reifenwahl/index.html
Hermann Rochholz
Email: Hermann.Rochholz@gmx.de
1.0 2001-05-07