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1.7.1 Reifen auswählen

Was ist die optimale Bereifung für mich?

Zunächst gibt es die "optimale Bereifung" nicht. Letztendlich ist der optimale Reifen für jeden Einsatzzweck und für jeden Fahrer ein anderer. Aber die Reifenwahl will überlegt sein, da der Preis eines guten Fahrradreifens bisweilen im Bereich eines Kleinwagenreifens liegt, die Laufleistung aber meist deutlich geringer ist. Es gibt jedoch Kriterien, die die Reifenwahl beeinflussen:
a) Einsatzzweck
b) Robustheit/Haltbarkeit/Alltagstauglichkeit
c) Leichtlauf
d) Sitzposition des Fahrers
e) Fahrrad gefedert/ungefedert
f) Der Schlauch

Zu a)
Reifenprofil dient bei Automobilen in erster Linie dazu, damit ein Reifen nicht ins Aquaplaning gerät, d.h. daß der Reifen bei Wasserglätte nicht aufschwimmt. Und Aquaplaning ist erst ab ca. 80 km/h zu erwarten. Somit ist der Reifenprotektor bzw. die Gummilauffläche dazu da, um die Reibung zwischen Strasse und Reifen zu erhöhen. Weiterhin, um zu verhindern, daß die Gewebelagen durch den Fahrbetrieb freigelegt und beschädigt werden. (vgl. Punkt b und c). Das bedeutet, daß die Reifenprofilform bei Fahrradern prinzipiell nicht von Relevanz ist, profillose Reifen sind für den Einsatzzweck des reinen Straßenbetriebes ausreichend. Anders verhält es sich bei Einsatz im Gelände. Hier sollte man bei den profilierten Reifen darauf achten, daß die Stollen nicht zu dicht stehen, damit sie sich nicht mit Schlamm zusetzen. Von einem durchgehenden Mittelsteg ist abzuraten, da er in Rillen einspuren kann.
Eine für Asphalt und Gelände vernünftige Mischform von Reifen stellten Seitenstollenreifen dar, die in der Mitte glatt sind und die seitlich Stollen besitzen. Sie laufen auf Asphalt bei hohem Druck verhältnismäßig leicht. Im Gelände verhindern die Seitenstollen ein Einspuren in Rillen und durch Ablassen von Luft kann die Traktion erhöht werden. Unter den Seitenstollen leidet jedoch wiederum das Fahrverhalten in Kurven.

Zu b und c)
Beide Anforderungen sind nahe verknüft und in sich widersprüchlich. Dazu ein kurzer Ausflug in die Konstruktion von Reifen: Neben der Lauffläche und den Drähten bzw. Kevlarfäden bei faltbaren Reifen bestehen Reifen aus mindestens 2 Lagen nebeneinanderliegen Fäden, die mit Gummi verbunden sind. Die Gewebelagen sind 90 Grad züeinander angeordnet. Ein Maß dafür, wie dicht die Fäden nebeneinander liegen, ist die TPI (Threads per inch, Fäden per Zoll), die im Bereich von 16 bis über 250 liegen. Dabei wird für die Reifenversion mit den dicken Fäden viel mehr Gummi benötigt als bei den vielen dünnen Fäden, um diese zu binden. Und viel Gummi bedeutet viel Rollwiderstand, weswegen man ja heutzutage keine Vollgummireifen mehr verwendet. Somit ist der Reifen mit den 250 Fäden und nur 2 Lagen leicht, da dünn, weiterhin leichtlaufend, da flexibel.
Aber er ist empfindlicher als der Reifen mit den vielleicht 50 Fäden pro Zoll und den 3 Gewebelagen mit der zusätzlichen Verstärkung unter der Lauffläche.
Gerade hier muß jeder für seine eigene Fahrstrecke (Belag, Weglänge, Strassenschäden, usw.) einen geeigneten Kompromiß finden.
Bei guten Markenreifen geben die Hersteller die Konstruktion des Reifens an. Und 50 Fäden pro Zoll sind für einen Alltagsreifen schon als hoch anzusehen.

Weiterhin sollte man bei der Alltagstauglichkeit von Reifen ganz banal bedenken, wie häufig man gedenkt, sie aufzupumpen. Dünne Schläuche verlieren schnell die Luft , was dazu führt, daß das Fahrrad in Kurven wegschmiert. Außerdem nehmen teure Reifen schnell Schaden, wenn sie mit zu wenig Luft gefahren werden. Somit müssen manche Reifen täglich(!) aufgepumpt werden. Wer macht das im Alltagsbetrieb?

Markenreifen sind erfahrungsgemäß "NoName"-Reifen aus dem Baumarkt vorzuziehen, da sich letztere häufig als nicht besonders alterungsbeständig erweisen und damit zu Rißbildung neigen.

Zu d und e)
Auch Sitzposition und Federung sind ausschlaggebend für die Reifenwahl. Je aufrechter der Radfahrer sitzt und ungefederter sein Fahrrad ist, ein umso größeren Reifendurchmesser sollte man wählen, insbesondere dann, wenn man aus Bequemlichkeitsgründen mit wenig Druck fährt (Was allerdings auch den Rollwiderstand erhöht). Zusätzlich sollte bei viel Gepäck, das zudem meist ungefedert am Fahrrad angebracht ist, auf ein größeres Reifenvolumen zurückgegriffen werden. Umgekehrt kann man bei gefederten Rädern und/oder einer sportlichen, flachen Sitzposition auf einen dünneren Reifendurchmesser zurückgreifen.

Zu f)
Das Gewicht eines einzelnen Mountainbikeschlauches variiert in etwa von 130 Gramm bis 260 Gramm. Das bedeutet, daß man bei zwei Laufrädern schon 1/4 Kilogramm alleine durch Verwendung von leichten Schläuchen "gutmachen" kann. Allerdings verlieren Reifen durch Verwendung von leichten Schläuchen schneller die Luft und weiterhin sind die leichten Schläuche anfälliger gegen das Durchschlagen (d.h. die Felgenhörner setzen auf dem Boden auf), was zu zu den bekannten "Schlangenbißlöchern" führt, die paarweise auftreten und bei denen man nie weiß, welche Flickengröße man wählen soll.
Besonders Personen, die aus Komfortgründen Reifen mit wenig Luft fahren und zudem sehr senkrecht im Sattel sitzen, sollten von der Verwendung von leichten Schläuchen Abstand nehmen.

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Hermann Rochholz Email: Hermann.Rochholz@gmx.de
1.0 2001-05-07


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