2 Fahrtechnik

2.1 Wie benutzt man eine Kettenschaltung

Frage:

Wer kann mir in groben Zügen sagen, wann ich in welchen Gang schalten muß. Habe bis jetzt nur ein Trecking-Rad mit 5 Gängen gehabt.

Antwort:

Bei 21 Gängen hast Du vorne bei der Kurbel 3 Zahnkränze und hinten an der Nabe 7 Ritzel.

Profis kennen ganz genau die Reihenfole der Übersetzungen und schalten mit beiden Hebeln so, dass sie einen gleichmäßigen Ablauf erhalten und die Kette nie allzu schräg läuft.

Anfänger wählen zumindest bei einfachem Gelände zunächst lieber nur das mittlere Kettenblatt vorne und schalten hinten den ganzen Bereich vom ersten, größten Ritzel (Anfahren, starker Gegenwind, Steigung) bis zum siebten, kleinsten (wenn es leicht läuft).

Ich empfehle, die Schaltung wirklich zu nutzen, und das heisst, oft zu schalten und immer den optimalen Gang zu suchen. Optimal heisst, man kann flüssig treten, ohne dass der einzelne Tritt eine besondere Anstrengung kostet. Viele Freizeitradler wählen zu hohe Gänge und treten langsam und ächzend. Weniger als eine volle Umdrehung pro Sekunde sollte es eigentlich nicht sein. [Ausnahme: man steht aus dem Sattel auf - dann geht auch weniger]

Routinierte Fahrer schalten meistens, ohne viel nachzudenken. Ganz nach der Rückmeldung, die ihnen ihr Körper gibt: Winzige Steigung: ein Gang runter, Wind von hinten: ein Gang hoch. Aus normaler Fahrt beschleunigen: ein Gang runter, dann einen hoch, dann evtl. noch einen hoch usw.

Wichtig bei Kettenschaltungen ist, vorauszudenken, denn man kann nur in Fahrt schalten und muß dabei kurz die Tretkraft (aber nicht die Tretbewegung) reduzieren. Also beginnt man vor dem Berg mit dem herunterschalten und nützt für die einzelnen Schaltschritte den Schwung, und man achtet auch darauf, während des Anhaltens schon den niedrigen Gang einzustellen, den man zum Losfahren brauchen wird.

Später kommen dann natürlich alle vorderen Kettenblätter zum Einsatz: das kleine bergauf, das große, wenn es leicht läuft.

http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/fahrtechnik/schalten/index.html
Wolfgang Schmidhuber Email: wschmidhuber@gmx.net
1.0 2002-03-26

2.2 Radfahren bei Hitze

Da erfahrungsgemäß gerade um diese Zeit viele Anfänger und Neueinsteiger bei der NG um Rat suchen, möchte ich aus gegebenem Anlaß einige Radschläge für das Fahren bei hohen Temperaturen geben. Die alten Hasen mögen mir bitte meine Binsenweisheiten verzeihen, sie sind nicht für sie bestimmt. Ergänzungen und Verbesserungen jederzeit willkommen.

Ausgangspunkt: Entgegen der landläufigen Meinung ist der Hochsommer nicht die optimale Radfahrzeit, sondern birgt eher gerade für Untrainierte und Unerfahrene etliche Risiken, die sich aber durch die Beachtung von einigen Punkten relativ leicht einschränken lassen:

Hohe Temperaturen, insbesonders wenn sie mit hoher Luftfeuchtigkeit verbunden sind, stellen schon bei Untätigkeit für einen untrainierten Körper eine Belastung dar, deshalb sollte auf zusätzliche Belastungen durch ungewohnte Anstrengungen verzichtet werden. Also die ganze Sache locker angehen, sich nicht hetzen lassen und keinen falschen Ehrgeiz entwickeln. Pantani&Co sind für Freitzeitfahrer kein Maßstab.

Was schon unter normalen Bedingungen gilt, trifft bei Hitze erst recht zu: Rechtzeitig und ausreichend trinken. Es wird empfohlen schon zu trinken bevor ein Durstgefühl eintritt. Stetiges und gleichmäßiges Trinken ist besser als sporadisch Unmengen in sich hineinzuschütten, daher auch der Nuckelverschluß an Trinkflaschen.

Als Getränk empfiehlt sich klares Wasser, evtl, gemischt mit Fruchtsäften. Von stark gezuckerten Limonaden oder pappsüßen Energy-drinks rate ich eher ab, aber letzen Endes entscheidet hier der persönliche Geschmack und die individuelle Verträglichkeit. Sehr sinnvoll ist auch stark wasserhaltiges Obst, da es dem Körper auch noch Energie in leicht verdaulicher Form zuführt, das optimalste dürften hier Wassermelonen sein.

Eigentlich kein radfahrspezifischer Punkt, aber gerade auf dem Rad kann sich die sattsam bekannte Verminderung des Reaktionsvermögens in Zusammenklang mit den anderen Faktoren als fatal erweisen.

Der Körper braucht an Hundstagen in erster Linie Flüssigkeit und Leichtverdauliches. Also ihm bitte nichts "Handfestes" oder "Nahrhaftes" aufzwingen wollen, er will es ja meist eh nicht haben. BTW, 5-10l Wasser sind an Tagen mit hohem Flüssigkeitsbedarf durchaus noch im Rahmen des Normalen.

Vor der Fahrt mit Sonnenschutzcreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor einschmieren und bei längeren Touren das Mittel mitnehmen, da der Schutz rechtzeitig erneuert werden muß. Rechtzeitig eincremen und nicht etwa eine Rötung der Haut abwarten, da kann es zu spät sein. Falls es soweit gekommen ist, sollten die betreffenden Stellen auf jeden Fall abgedeckt werden. Ich kenne einige Radfahrer mit empfindlicher Haut, die auch im Hochsommer mit langen, wenn auch sehr leichten Hosen und Trikots fahren.

Bei Anzeichen von Unwohlsein, das Sonnenstich oder Hitzschlag ankündigen kann, schattigen Platz suchen und rasten. Eventuell Beine hochlagern und auf jeden Fall ausreichend trinken.

Eine Kopfbedeckung ist in jedem Fall zu empfehlen und sollte zumindest im Gepäck, wenn schon nicht ständig auf dem Kopf sein.

Die größte Hitzebelastung tritt nicht etwa zu Mittag auf, wie sich vermuten ließe, sondern so etwa in der Zeit von zwei bis vier Uhr, wenn die Landmasse durch die intensive Sonneneinstrahlung maximal erwärmt wurde. Deshalb sollten Pausen bevorzugt in diese Zeit verlegt werden. Versierte Reiseradler wählen für ihre Hauptaktivitäten nicht selten die kühleren Morgen- und Abendstunden und pausieren in der größten Hitze.

Neben ausreichend zu trinken und Handy/Telefonkarte/Kleingeld für Anrufe sollte auf jeden Fall an Regenkleidung gedacht werden. Gerade an heißen Tagen kann es zu plötzlichen Gewittern mit starkem Temperaturabfall kommen. Ebenfalls nicht vergessen werden sollten Ersatzschläuche und/oder Flickzeug. Selbst ein kurzer Marsch in brütender Hitze kann sehr unangenehm werden, zumal in Rennradschuhen. Als Allheilmittel bei allerlei Wehwehchen hat sich reines Pfefferminzöl erwiesen, gerade auch als kühlendes Einreibemittel bei großer Hitze. Ist bei mir immer dabei.

Auch die Autofahrer spüren die Hitze und gerade im Sommer sind überproportional viele Touristen und Sonntagsfahrer unterwegs, eventuell schon viele Stunden ohne Pause. Deshalb immer mit Fahrfehlern aufgrund Übermüdung und erhöhter Reizbarkeit rechnen.

Solange die wesentlichen Punkte beachtet werden, ist Radfahren natürlich auch bei Hitze möglich und nicht automatisch "Selbstmord" oder "unverantwortlich", wie es einen manchmal unbedarfte Zeitgenossen glauben machen wollen. Eine Wanderung oder eine lange Autofahrt belastet den Körper stärker als eine gemütliche Fahrradtour. Das Schöne am Radfahren ist ja, daß sich die Belastung so exakt dosieren läßt. Jeder kann die für ihn optimale Geschwindigkeit und Intensität wählen. Gerade bei Hitze sollte er dies mit Bedacht tun und sich nicht überfordern.

Ich fasse kurz zusammen:

Wer es bei Hitze locker angehen läßt, ausreichend trinkt, sich vor Sonne schützt und auf die Stimme seines Körpers hört, sollte das erhöhte Risiko einwandfrei in den Griff bekommen.

In diesem Sinne viel Spaß in der Sonne.

http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/fahrtechnik/hitze/index.html
KurtFischer Email: Kurt-Fischer@t-online.de
1.0 2000-08-23

2.3 Radfahren und Abnehmen

A) Radfahren

B) Körperliches Ausgleichstraining

C) Ernährung

D) Erfolgskontrolle

F) Realistische Selbsteinschätzung

http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/fahrtechnik/abnehmen/index.html
KurtFischer Email: Kurt-Fischer@t-online.de (Kurt Fischer)
1.0 2003-01-23

2.4 Was hält das Fahrrad aufrecht

nn1 writes:

 > Hallo, eine Frage kann ich mir seit langem nicht so recht
 > beantworten, und ich habe auch keine Literatur gefunden, die
 > zufriedenstellend geantwortet haette:

 > Was hindert das fahrende Fahrrad daran umzufallen, wird es durch
 >  - die Kreiselwirkung der Laufraeder oder durch das Gegenlenken
 >  - gehalten? Wenn es beides ist (was ich vermute):
 >  - Welchen Anteil bei welcher Geschwindigkeit haben die bei den
 >    Faktoren an der Stabilitaet der Lage?

Es ist wesentlich einfacher. Erstens hat die Kreiselkraft nichts damit zu tun. Als Beispiel gibt es den Skibob, ein "Fahrrad", dass anstatt Räder Kufen hat auf denen es rutscht und sich genau wie ein Fahrrad fahren lässt.

Wenn Du spazieren gehst bleibst Du auf deinen Füßen durch die selben Korrekturen wie per Velo. Du bringst die Füße unter den Schwerpunkt, ohne dass Du daran denkst. Ich tu ebenfalls mit meinem Fahrrad. Es ist viel zu einfach.

nn2 schreibt:

 > wieso halte ich dann auf dem Rad "im Schlaf" das Gleichgewicht bei
 > 20km/h, aber nicht bei 0 km/h ?

Viel wichtiger wäre die frage: "Wieso kann ich mein Fahrrad bei 5km/h ohne weiteres gradeaus fahren?" Würdest Du so gut sein mir das Drehmoment von einem durchschnittlichem Laufradpaar bei 5 (oder sogar 50) km/h fuer ein Fahrrad das nicht am Umkippen ist sondern senkrecht und geradeaus fährt angeben? So lange das Fahrrad sich nicht um seine Längsachse dreht (und das macht ein normal gefahrenes Fahrrad kaum) gibt es keine Kreiselkräfte. Um dieses deutlicher zu machen, kann das Fahrrad auf einer Schwelle auf den Kopf gestellt werden während das hinterrad mit dem Pedal in schwung gebracht wird. Trotzdem fällt das Rad von allein um.

Das bessere Beispiel ist ein Rad mit zu wenig Nachlauf am Vorderrad (die es all zu oft gibt) um freihändig gefahren zuwerden. Da helfen auch keine Kreisel Theorien. Ohne das man die "Füsse" unter den Schwerpunkt bringt (durch Lenken), kippt der Besoffene um.

nn3 schreibt:

 > a das kann doch wohl nicht stimmen!
 > Ich kann doch ein Fahrrad einen Abhang auch ohne Fahrer hinab fahren lassen,
 > dann ist niemend da, der die Stabile Lage einhaelt, und es geht doch.
 > Schlage mal nach unter dem Stichwort Zentripetalkraft, ich hoffe das hilft.

Wie soll das mit dem Skibob helfen, denn er hat keine rotierende Teile. Und wie wird Zentripitalkraft mein Velo lenken wenn ich mit 5 km/h daher rolle? Dazu kommen noch die Fahrräder die einen ungeschickten Nachlauf haben mit denen man bei keiner Geschwindigkeit freihändig fahren kann. So lange das Fahrrad geradeaus fährt kann es seitlich umkippen ohne die leiseste Korrecktur aufzuweisen wenn der Fahrer die Hände am lenker hat. Siehe "Anfänger" die Zweiradfahren noch nicht gelernt haben.

Das Kreiselkraft beim freihändigen Lenken des Fahrrades behilflich ist bezweifele ich nicht. Es hat aber nichts mit dem Aufrechthalten des Fahrrades zu tun.

Ralf Muschall zu:

 :: Ich habe bis jetzt ein wenig die Diskussion mitverfolgt. Ich
 :: schlage Dir ein kleines Experiment vor:
 :: 
 :: Baue Dein Vorderrad aus, halte es mit beiden Haenden an der
 :: Achse. Nun versetze es in Drehung (am Boden oder bitte einen
 :: Freund). Versuche es jetzt einmal zu kippen, drehen usw. Das
 :: wird Deine Frage beantworten.

Sorry, wird sie nicht. Vor einiger Zeit (ich weiß nicht mehr, ob in sci.physics oder in rec.bycicle.*) wurde über einen Versuch berichtet, bei dem Vorderräder mit Trägheitsmoment 0 verwendet wurden. Man konnte trotzdem fahren.

Ralf

Jobst Brandt:

-faellt mir auch wieder ein. Das Rad hatte gegenrotierende Elemente durch welche die Kreiselkräfte vernichtet wurden. Wie gesagt, es liess sich gleich gut fahren mit oder ohne Eingeschaltung von diesem Mechanismus. Ich errinnere mich nicht mehr was ueber freihändigem Fahren festgestellt wurde.

nn1 schreibt zu Ralfs Anmerkung:

 > Schade, dass Du nix Genaueres angeben kannst; das ist hochinteressant.  
 > Wie sieht denn ein solches Laufrad aus? Auf solche Ideen ist wohl bisher  
 > niemand gekommen, weil es wohl im Diesseits unmoeglich sein duerfte, ei-
 > nen Versuchsgegenstand ohne Masse einzusetzen.

 > Welchen Effekt haette eigentlich ein fahrendes Laufrad, das sich nicht  
 > selbst dreht und das statt eines Reifens eine hohe Zahl von winzig klei-
 > nen Rollen am Umfang truege? (Waere das ein Laufrad mit "Traegheitsmo-
 > ment 0"?) Ich stelle mit vor, dass in Versuchen mit einer solchen Kon-
 > struktion jeglicher Kreiseleffekt gegen Null reduziert werden koennte.

und Jobst dazu dann:

Es scheint mir, dass Du nur ab und zu hier liest. Das wurde schon alles bearbeitet. Ein Vorderrad mit gegenrotierenden Massen verursacht keine äusserlich spürbare Kreiselkräfte. So ein Laufrad wurde konstruiert und gefahren. Andererseits gab es an der INTERBIKE Messe in Los Angeles (letzte Woche) ein Fahrrad, das anstatt ein Vorderrad einen Inline Rollschuhsatz Räder (~60mm Durchmesser) an einer verlängerten Gabel angebracht hatte. Dieses Rad liess sich ohne weiteres wie ein normales Rad fahren... ohne Kreisel.

Da komme zurück zum Skibob das anstatt Laufräder Skikufen hat und sich auf Schnee wie ein normales Fahrrad fahren läßt... ohne Kreisel.

Jetzt hör doch mal auf mit dem theoretischen Blödsinn.

Jobst Brandt '94 in de.rec.fahrrad (msgid Cvvsr6.GH2@hpl.hp.com ff.)

http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/fahrtechnik/aufrecht/index.html
Jobst Brandt
1.0 1994-09-26

2.5 Sollten Radfahrer nicht häufiger Blickkontakt aufnehmen?

Sollten Radfahrer nicht häufiger Blickkontakt aufnehmen?

... etwa um sich zu vergewissern, daß ihnen ihre Vorfahrt auch tatsächlich gewährt wird.

Kurze Antwort: nein, das ist überflüssig. Es ist viel zu unzuverlässig, als daß man eine solche Forderung aufstellen sollte. Bisweilen ist es sogar schädlich.

Wird denn Blickkontakt überhaupt gefordert oder empfohlen?

Ja, z.B. in einer ADFC-Broschüre: "Suchen Sie Blickkontakt zu abbiegenden Autofahrern. Queren Sie erst, wenn Sie sicher sind, dass diese die Vorfahrt beachten."

Für welche Fahrsituationen eines Radfahrers wird Blickkontakt diskutiert und - bisweilen vehement - gefordert?

Was spricht dagegen?

Gegenempfehlung: Wegschauen, jedenfalls keinen Blickkontakt mit dem Fahrer suchen.

Anschauen hat sich in vielen Fällen als nachteilig herausgestellt, weil dann Autofahrer davon ausgehen, daß sie gesehen wurden und einfach weiter fahren. Richtig wäre: Das Fahrzeug zu beobachten, aber auf keinen Fall den Fahrer anzuschauen.

Suche besser beim Blick auf ein Auto diverse Bezugspunke wie andere Fahrstreifen, Markierungen oder Ränder, um Änderungen des Abstands zu beurteilen und die Intention eines Fahrers rechtzeitig zu erkennen zu können. Ein Blick auf die Vorderräder gibt meist mehr Aufschluß über die Intentionen des Fahrers als ein Blick in seine Augen!

Sei bremsbereit, vermindere aber Deine Geschwindigkeit nicht, werde im Zweifel sogar lieber noch etwas schneller und verlagere Deine Fahrlinie ganz leicht nach links, stelle also einen ausreichenden Sicherheitsabstand her. Mit anderen Worten: fahre deutlich. Dieses Signal wird im allgemeinen verstanden.

Generelle Empfehlung: fahre mit dem Rad so, wie Du in vergleichbarer Situation auch mit dem Auto fahren würdest. Nimmst Du, wenn Du mit dem Auto die Haupt- und Vorfahrtsstraße von A nach B befährst, mit jedem wartepflichtigen Verkehrsteilnehmer links und rechts des Wegs Blickkontakt auf? Nein, das wäre ja absurd. Genau so absurd ist es, wenn man das als Radfahrer versucht. Erstens funktioniert es nicht, da man aufgrund von Spiegelungen, Türsäulen etc. häufig gar keinen Blickkontakt herstellen kann, zweitens steht meist gar nicht die Zeit dafür zur Verfügung, ausser man schleicht wie eine Schnecke, drittens sollte man auf die Fahrbahn vor sich, nicht in die Autos neben sich hineinschauen, viertens ist es langfristig schädlich, andere Verkehrsteilnehmer, vor allem aber die motorisierten, darauf zu trainieren, Augenkontakt zu erwarten.

Es gibt andere Fälle, seltener, aber sie kommen auch beim Radfahren vor, wo man als Wartepflichtiger "reingelassen" werden möchte. Auch da empfiehlt sich, mit dem Rad eine ähnliche Taktik wie mit dem Auto anzuwenden: durch das Fahrverhalten andeuten, daß man fahren möchte, also im richtigen Moment z.B. ein kurzes Stückchen vorrollen und dann Blickkontakt suchen. Aber nichts erzwingen (nicht einfach zufahren), sondern durch kurzeitiges Zögern andeuten, daß man durchaus auch noch warten würde. Das funktioniert nicht immer, aber erstaunlich oft. Es kann nicht schaden, sich dann im Weiterfahren mit einem kurzen Kopfnicken zu bedanken, sofern die Situation das zuläßt. Das ist höflich und verbessert das Verkehrsklima.

Zusammengefasst: der Empfehlung, sich als Radfahrer die Vorfahrt oder andere vergleichbare Rechte durch Blickkontakt zu sichern, wird die Empfehlung entgegengesetzt, dies bleiben zu lassen und sich an die üblichen Gepflogenheiten zu halten. Diese bestehen darin, Blickkontakt zu suchen, wenn von den geschriebenen Regeln abgewichen werden soll, sowohl als Bitte als auch als Bestätigung.

http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/fahrtechnik/blickkontakt/index.html
Wolfgang Strobl Email: drffaq@mystrobl.de
1.0 2006-04-22

2.6 Sicherheitsabstand zum Straßenrand

Radfahrer sollten doch besser so weit rechts wie irgend möglich fahren?

Nein. Es besteht ein Rechtsfahrgebot. Viele Radfahrer machen aber aus Furcht oder aus purer Höflichkeit den Fehler, viel zu weit rechts zu fahren. Ich habe ihn jedenfalls viele Jahre lang gemacht, weil ich es nicht besser wusste und es passiert mir auch heute noch ab und zu, wenn ich nicht bewußt darauf achte.

Das Dumme daran ist, daß man einem Radfahrer gleich in mehrfacher Hinsicht einen Strick daraus drehen kann, wenn er zu weit rechts fährt:

Usw.

Meine Erfahrung ist, daß Autofahrer einen Radfahrer mit etwa demselben Abstand überholen, den dieser vom Straßenrand einhält. Warum dies so ist, ob da ein gewisser Hang zur Symmetrie mitspielt, oder ob dies von der Wahrnehmungspsychologie erklärt werden kann, weiß ich nicht. Vielleicht ist es ja so, daß Autofahrer den Abstand zum Straßenrand wesentlich besser wahrnehmen und kalkulieren können (einfach wegen der dauernden Übung, und weil er nicht so wackelt) als den Seitenabstand zu einem fahrenden Fahrzeug. Und je näher der Radfahrer dem Straßenrand ist, um so mehr wird er (nicht bewußt, sondern mit dem Kleinhirn) als Teil des Straßenrandes gesehen, zusammen mit parkenden Fahrzeugen, stehenden Fußgängern ... . Und an sowas haarscharf verbeizufahren, das beherrscht jeder einigermaßen geübte Autofahrer buchstäblich im Schlaf. Daß viel geübt wird, sieht man an den vielen abgefahrenen Rückspiegeln links.

Wenn der Radfahrer hingegen einen ausreichenden Abstand zum Straßenrand einhält - Faustregel: ein klein wenig weiter links fahren als die rechten Reifen des vor einem fahrenden Autos - dann wird er als fahrendes Fahrzeug wahrgenommen, das auf die übliche Weise und mit einem halbwegs angemessenen Seitenabstand überholt wird.

Daß dies vom Autofahrer als viel gefährlicher wahrgenommen wird, ist klar. Aber genau deswegen ist es ja sicherer.

http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/fahrtechnik/gossenfahren/index.html
Wolfgang Strobl
1.0 2006-10-30


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