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1.3.1 Bremswirkung

Viele Radfahrer benutzen die Vorderradbremse zu zaghaft, weil sie befürchten, sich als Folge zu kräftigen Bremsens zu überschlagen. Andere sind vielleicht schon einmal auf Schotter oder losem Untergrund mit dem Vorderrad weggerutscht, haben dann bemerkt, daß ein wegrutschendes Hinterrad sehr viel leichter zu bewältigen ist und bremsen seither nur noch mit der Hinterradbremse.

Dies ist eine Fehleinschätzung, die nicht immer ganz ungefährlich ist. Die folgenden Fakten sind zu berücksichtigen:

Dies bedeutet, daß Sie sich im Idealfall - guter Untergrund, leichtes Rad, schwerer Fahrer, langer Radstand, ungefähr so kräftig am Lenker abstützen müssen wie die Schwerkraft Sie zu Boden zieht. Oder anders ausgedrückt, es lastet etwa so viel Kraft auf Ihren Armen wie bei einem Handstand.

Bei vielen Fahrrädern, vor allem bei kurzem Radstand, hohem Rahmen und einem schweren Fahrer ist schon bei deutlich weniger als 1g das Hinterrad vollständig entlastet, dies begrenzt die maximal mögliche Verzögerung, weil dann das Hinterrad hochkommt.

Der bisweilen deswegen befürchtete Sturz über den Lenker wird allerdings in den wenigsten Fällen durch diesen Effekt verursacht, sondern dadurch, daß die zum Abstützen nötige Kraft unterschätzt wird und der mit den Armen einknickende Fahrer beim Abflug den Lenker mitnimmt, wodurch sich das Fahrrad dann überschlägt.

Man kann sich das leicht veranschaulichen, indem man das Fahrrad mit beiden Händen am Lenker neben sich herschiebt und dann die Vorderradbremse kräftig betätigt. Man braucht so kaum Kraft, um das Hinterrad abheben zu lassen.

Wenn man andererseits fest im Sattel sitzenbleibt und den Lenker beim Bremsen ordentlich festhält, wird man feststellen, daß es gar nicht so einfach ist, das Hinterrad zum Abheben zu bewegen. Wenn man das aus mäßiger Geschwindigkeit heraus - so um die 10 km/h - probiert und die Vorderradbremse zügig, aber nicht abrupt betätigt, kommt irgendwann das Hinterrad ganz langsam ein paar Handbreit hoch, und fällt dann wieder zurück.

Auf gerader Strecke ist das recht unproblematisch; in der Kurve sollte man es aber vermeiden, weil das Hinterrad dann versetzt und beim Wiederaufsetzen i.d.R. Schaden nimmt. Speichenräder sind gegen seitliche Kräfte sehr empfindlich und werden dadurch dezentriert, bis zu dem Punkt, daß, weil das Rad im Rahmen schleift, eine Weiterfahrt nicht mehr möglich ist.

Von einem Gebrauch der Hinterradbremse ist unter normalen Umständen abzuraten. Bei einer schwachen Bremsung ist es überflüssig, weil hier auch unter ungünstigen Umständen (Nässe, schlechter Untergrund) das Vorderrad noch haftet, bei einer starken Bremsung hingegen kontraproduktiv, weil bei einem nahezu entlasteten Hinterrad ein Betätigen der Hinterradbremse nur dazu führt, daß dieses blockiert und ggfs. wegrutscht resp. die Seitenführung verliert, ohne zur Gesamt-Verzögerung nennenswert etwas beizutragen.

Es gibt Umstände, unter denen im Gegensatz zu diesen Regeln besser möglichst gleichmäßig mit beiden Bremsen gebremst werden sollte. Bei niedriger Verzögerung, wie sie z.B. auf glattem Untergrund nötig ist, findet keine Gewichtsverlagerung statt, hier kann man doppelt so gut verzögern, wenn man beide Bremsen betätigt statt nur eine.

Rücktrittbremsen sind als Hinterradbremsen wenig wirksam, haben jedoch praktische Vorzüge, weil sie wettergeschützt sind und die Hände freilassen.

http://0x1a.de/rec/fahrrad/faq/technik/bremsen/wirkung/index.html
Wolfgang Strobl
1.1 2005-03-02


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